Telefonbetrüger täuschen weiter Senioren – Betrugsmasche erneut erfolgreich – weiterer Erfolg durch Sohn verhindert

 

Niederwerrn, Lkr. Schweinfurt / Bad Kissingen. Am Freitag kam es mit Schwerpunkt im Raum Schweinfurt und Bad Kissingen wieder zu einer Vielzahl von Anrufen durch Telefonbetrüger, welche sich erneut als Staatsanwälte oder Polizeibeamte ausgaben. Während in Bad Kissingen mehrere zehntausend Euro an eine Betrügerin übergeben wurden, konnte in Niederwerrn der Sohn die bereits übergebene Beute der Abholerin noch entreißen. Die Kriminalpolizei Schweinfurt ermittelt und hofft auf Zeugenhinweise. Das Polizeipräsidium Unterfranken warnt wiederholt vor diesen und ähnlichen Betrugsmaschen.

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Erfolgreicher Telefonbetrug in Bad Kissingen

Am Freitagmittag erhielt ein jeweils 72 Jahre altes Rentnerehepaar den Anruf eines angeblichen Polizeibeamten. Dieser behauptete, dass die Tochter des Ehepaars einen Verkehrsunfall verursacht hätte, bei dem eine Person getötet worden sei. Daraufhin übernahm eine vermeintliche Staatsanwältin das Telefonat, setzte die Geschädigten massiv unter Druck und forderte zur Abwendung der Untersuchungshaft der Tochter einen hohen fünfstelligen Geldbetrag. Die Betrüger bestellten anschließend ein Taxi an die Wohnanschrift der Geschädigten, welches das Ehepaar unter anderem zum Amtsgericht fuhr. Vor dem Amtsgericht übergaben die Geschädigten gegen 14:00 Uhr schließlich mehrere zehntausend Euro an eine bislang unbekannte Abholerin.

Beute der Abholerin durch Sohn noch entrissen

Mit der identischen Betrugsmasche wie zuvor in Bad Kissingen riefen Telefonbetrüger am Freitagnachmittag zunächst erfolgreich bei einem älteren Ehepaar in Niederwerrn an. Deren Tochter hätte ebenso einen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang verursacht. Die Telefonbetrüger telefonierten hier über einen Zeitraum von rund eineinhalb Stunden mit den Ehepartnern parallel über Mobilfunk und Festnetz, um so den psychischen Druck zu steigern und das Ehepaar am Telefon zu binden. Das Ehepaar verpackte während der Telefonate einen unteren fünfstelligen Geldbetrag und mehrere Goldmünzen in ein Kuvert. Dieses übergaben sie an ihrer Wohnanschrift um 18:15 Uhr einer Abholerin.

Der Sohn der Geschädigten hinterfragte unmittelbar nach der Übergabe der Beute den vermeintlichen Verkehrsunfall bei seiner Schwester und erkannte daraufhin noch rechtzeitig die erfolgreiche Betrugsmasche. Im Bereich der Glascontainer am Ostring konnte er die Abholerin stellen und dieser im Rahmen einer Rangelei das bereits übergeben Kuvert entreißen. Diese versetzte dem Sohn einen Faustschlag und flüchtete daraufhin von Niederwerrn und über die Heinrich-Spieß-Straße in den Schweinfurter Stadtteil Hainig.

Tatzusammenhänge Gegenstand polizeilicher Ermittlungen

Mögliche Tatzusammenhänge zwischen Bad Kissingen und Niederwerrn, insbesondere auch aufgrund der größtenteils übereinstimmenden Personenbeschreibung der Abholerin, sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen der Kriminalpolizei Schweinfurt. Zudem liegen inzwischen Zeugenhinweise vor, dass sich die Abholerin ab 17:00 Uhr im Bereich Niederwerrn und Hainig aufgehalten haben dürfte. Naheliegend ist, dass dies vor 14:00 Uhr vor dem Amtsgericht in Bad Kissingen ebenso der Fall gewesen sein könnte.

Von der bislang unbekannten Abholerin liegt derzeit folgende Beschreibung vor:

  • Weiblich
  • Südländisches Aussehen
  • 40 – 50 Jahre alt
  • 160 cm groß und korpulent
  • Glatte schwarze Haare mit möglicherweise Zöpfen
  • In Niederwerrn bekleidet mit einer beigen Hose und einem beigen Pullover. Von Bad Kissingen ist derzeit keine Bekleidung bekannt

Eine Vielzahl von weiteren sogenannten Callcenteranrufen verliefen nach bisherigen polizeilichen Erkenntnissen nicht erfolgreich, da hier die Geschädigten den jeweiligen Betrugsversuch erkannten.

Zeugenaufruf

Zur Aufklärung der Tat und um weitere Erkenntnisse zu erlangen, ist die Kriminalpolizei Schweinfurt auch auf Zeugenhinweise angewiesen und richtet sich daher mit folgenden Fragen an die Bevölkerung:

  • Wem ist gegen 14:00 Uhr im Bereich des Amtsgerichtes Bad Kissingen oder im Zeitraum zwischen 17:00 und 19:00 Uhr im Bereich Niederwerrn oder Hainig eine Person aufgefallen, auf die die Beschreibung der Abholerin passt
  • Konnte jemand die jeweiligen Tatabläufe beobachten
  • Wem sind weitere Personen oder auch Fahrzeuge aufgefallen, die mit der gesuchten Abholerin in Verbindung stehen könnten
  • Wer kann sonstige sachdienliche Hinweise geben, die zur Aufklärung der Betrugsfälle beitragen?

Zeugen werden dringend gebeten, sich unter Tel. 09721/202-1731 mit der Kriminalpolizei Schweinfurt in Verbindung zu setzen.

 

 

 

Leg‘ auf! Die Präventionskampagne des Polizeipräsidiums Unterfranken

 

Aufgrund der weiterhin hohen Fallzahlen im Bereich Callcenter-Betrug und dem damit verbundenen finanziellen Schaden, aber auch den psychischen Folgen für die Betroffenen, hat sich das Polizeipräsidium Unterfranken Ende 2020 dazu entschieden, zum Schutz der Opfer auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit nochmals aktiv zu werden und die Präventionskampagne “Leg´auf!” gestartet.

  Das Ziel dieser Kampagne ist es, insbesondere ältere Menschen und deren Angehörigen über die Phänomene wie „Enkeltrickbetrug“ und „Falsche Polizeibeamte“ zu informieren, zu sensibilisieren und Verhaltenstipps zu geben. Die wichtigsten Botschaften sind:

  • Legen Sie auf. Wählen Sie selbst die Notrufnummer 110 und fragen bei der Polizei nach einem entsprechenden Einsatz bzw. ob tatsächlich Verwandte in Not sind.

  • Die Polizei weist Sie niemals an, Geld oder Schmuck zu Hause zur Abholung bereit zu legen oder an Abholer zu übergeben!

  • Übergeben Sie keine Geldbeträge an Fremde! Auch die Polizei holt bei Ihnen an der Haustüre keine Wertsachen ab, um sie in Verwahrung zu nehmen!

  • Die Täter können mittels Call ID-Spoofing jede von ihnen gewünschte Rufnummer auf dem Telefondisplay anzeigen lassen – bei der echten Polizei erscheint niemals die 110 (auch nicht mit Vorwahl)!

  • Sprechen Sie mit ihren Freunden, Nachbarn und Verwandten über das Phänomen!

 

Quelle:Polizei Unterfranken