Fuchsstadt. Rund 205 Millionen Euro steckt die Bayernwerk Netz GmbH (Bayernwerk) in diesem Jahr in die Instandhaltung und den Ausbau ihrer fränkischen Stromnetze, rund 38 Millionen davon im Gebiet des Bayernwerk-Kundencenters Fuchsstadt. Damit investiert das Bayernwerk in die Leistungskraft des regionalen Verteilnetzes und schafft die notwendigen Netzkapazitäten für die Einspeisung Erneuerbarer Energien und die sichere Versorgung von Haushalten und Unternehmen. Einzelne Projekte hat das Bayernwerk in einem Pressegespräch am Fuchsstädter Kundencenter am Dienstag, 18. April, vorgestellt.
„Wir unterstützen und tragen das Ziel eines klimaneutralen Bayerns bis 2040 mit. Unsere Aufgaben als regionaler Stromnetzbetreiber haben sich mit der Energiewende und dem enormen Anschlussboom seit vergangenem Jahr stark verändert”, erklärte Bernd Göttlicher, Leiter des Kommunalmanagements Franken. Besondere technische und technologische Anforderungen stellen der Anschlussboom und der hohe Anteil regenerativer Energie im Bayernwerk-Netz. Dank aktuell über 390.000 in das Stromnetz eingebundener dezentraler Einspeiseanlagen, größtenteils Photovoltaik, verteile das Bayernwerk heute schon zu über 70 Prozent regenerativen Strom.
„Um das gesellschaftliche Ziel eines klimaneutralen Freistaats bis 2040 zu erreichen, müssen sich die politischen Rahmenbedingungen für Netzbetreiber verbessern: schnellere Genehmigungsverfahren, Entbürokratisierung und ein Landesbedarfsplangesetz sind einige der zehn Punkte, die das Bayernwerk als Forderungen an die Politik formuliert hat”, betonte Bernd Göttlicher. Eine große Herausforderung für den Netzbetreiber bleibe die stark zunehmende Zahl an Anschlussanfragen für erneuerbare Energien-Anlagen. Insgesamt habe sich die Zahl der monatlichen Anfragen beim Bayernwerk von 3000 auf 6000 Anträgen pro Monat verdoppelt – Tendenz weiter steigend. Neben der wachsenden Einspeiserzahl steigen durch Elektromobilität, Rechenzentren und Elektromobilität auch auf Bezugsseite die Anforderungen.
Sichere Stromversorgung
Trotz technologischen Entwicklungen, Automatisierungen und digitaler Lösungen führe jedoch kein Weg am klassischen Netzbau vorbei. „Unser wichtigstes Produkt bleibt die sichere Versorgung der Menschen mit Energie”, betonte Kundencenter-Leiter Michael Weißenberger. Dazu müsste die Bayernwerk Netz als Bayerns größter Verteilnetzbetreiber die Netze Instand halten, modernisieren und ausbauen. Nach jährlich zunehmenden Rekordinvestitionen in den vergangenen Jahren liege das Investitionsvolumen des Bayernwerks 2023 bei gesamt 750 Millionen Euro. „Das Verteilnetz ist die Steuerzentrale der Energiewende. Mit unseren Netzinvestitionen rüsten wir unsere Infrastruktur für die Zukunft. Zusammen mit anderen Netzbetreibern stehen wir im Mittelpunkt der Transformation des Energiesystems”, betonte Michael Weißenberger.
In ganz Bayern sind etwa 700.000 PV-Anlagen mit 16.000 Megawatt Leistung ans Stromnetz angeschlossen. Die Zahl und die Größe der Erneuerbaren Energien-Anlagen wächst stetig. Bis 2030 soll sich die installierte PV-Leistung verdreifachen. Das Bayernwerk reagiert auf die Herausforderung und den großen Netzausbaubedarf mit Rekordinvestitionen. Das Bayernwerk rechnet im Zeitraum 2021 bis 2024 in Summe mit einem Investitionsvolumen von rund 2,9 Milliarden Euro.
Das Kundencenter-Gebiet Fuchsstadt umfasst 69 Gemeinden in den Landkreisen Aschaffenburg, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Haßberge, Schweinfurt und Main-Spessart. Das Bayernwerk ist Energieversorger von rund 190.000 Einwohnern. Zusammen stellten Christoph Bold, Leiter Planung, Bauausführung und Netzkundenbetreuung Fuchsstadt, und Stephan Engelbrecht, Leiter Planung, Bau und Betrieb Leitungen, Hochspannung / Operational Technology, beispielhaft für die Bau- und Instandhaltungstätigkeiten der Bayernwerk Netz in der Region einzelne Projekte vor:
Nieder – und Mittelspannung
• In Herbstadt und Friesenhausen erneuert das Bayernwerk die Ortsnetzverkabelung. Parallel werden sogenannte Speedpipes verlegt. In diese können Telekommunikationsanbieter später Glasfaserkabel für ein schnelleres Internet einziehen. Die Sanierung der Durchfahrtsstraße beider Gemeinden geschieht im Abschluss der Verlegung. Beide Projekte sind damit gute Beispiele, wie die Belastung der Anwohnenden durch die parallelen und abgestimmten Arbeiten mehrerer Infrastrukturanbieter klein gehalten werden können. Die Ortsnetzerneuerung in Friesenhausen kostet etwa eine Millionen Euro. Es werden 2,5 Kilometer Mittelspannungs- sowie 4,5 Kilometer Niederspannungskabel neu verlegt, zwei Ortnetzstationen modernisiert und eine Station neu gebaut. Die alten Strommasten des Ortsnetzes werden im Abschluss abgebaut. In Herbstadt werden 800 Meter Mittelspannungskabel und 4,1 Kilometer Niederspannungskabel neu verlegt sowie zwei Ortsnetzstationen erneuert. Die Kosten belaufen sich auf rund 0,9 Millionen Euro. Die neuen, intelligenten Ortsnetzstationen können besser auf Schwankungen im Stromnetz eingehen. Diese werden etwa durch die Einspeisung Erneuerbarer Energien ausgelöst.
• Zwischen Kleineibstadt und Saal an der Saale ersetzt das Bayernwerk ab Herbst die alte Mittelspannungsfreileitung durch ein neues, acht Kilometer langes Erdkabel. Das Erdkabel erhöht im Vergleich zu einer Freileitung die Versorgungssicherheit und ist zugleich leistungsstärker. Parallel werden die Ortsnetzstationen modernisiert. Die Kosten liegen bei etwa zwei Millionen Euro für die rund acht Kilometer lange Trasse sowie den Ersatzbau von drei Ortsnetzstationen.
• Ein ähnliches Projekt ist Ende März zwischen Irmelshausen und Gollmuthhausen in Höchheim mit Beteiligung des Bürgermeisters und des stellvertretenden Landrats gestartet. Hier werden rund acht Kilometer Erdkabel neu verlegt. Die Kosten für die rund 7,8 Kilometer lange Trasse sowie den Ersatzbau von fünf Ortsnetzstationen liegen bei rund 1,9 Millionen Euro.
• Abschließend hat Christoph Bold einen sechs Kilometer langen Ringschluss zwischen Rheinfeldshof und Großwenkheim angekündigt. Dieser dient vor allem der Erhöhung der Versorgungssicherheit. Der Ringschluss kostet etwa eine Million Euro. Die genaue Trasse ist noch in Planung.
Hochspannung und Spezialnetze
• Für rund 5 Millionen Euro wird das Umspannwerk Bad Brückenau erneuert. Die Erneuerung des Umspannwerks erhöht die Kapazitäten für dezentral erzeugte Erneuerbare Energien. Neben der Erneuerung zweier bestehender Trafos wird ein Fundament für einen dritten Trafo gebaut.
• Im Zuge der Verstärkung der Netzregion um Würzburg und Schweinfurt wird das Umspannwerk Schweinfurt als Knoten erneuert und verstärkt. Eine neue Blindleistungs-kompensationsspule wurde errichtet. Mit der Inbetriebnahme der Schaltanlage soll der Umbau dieses Jahr abgeschlossen werden. Die Kosten liegen bei rund 16 Millionen Euro. Die Blindleistungskompensationsspule wiegt 150 Tonnen – etwa so viel wie ein Blauwal. Sie dient der Stabilisierung des Netzes. Blindleistung entsteht unvermeidbar beim Stromfluss, kann aber nicht genutzt werden, sondern stört das Netz. Daher muss Blindleistung für einen sicheren Stromnetzbetrieb kompensiert werden.
• Die Modernisierung im Umspannwerk Fuchsstadt wird 2023 abgeschlossen. Neben der Erneuerung zweier bestehender Trafos entstehen ein dritter Trafo und eine neue Schaltanlage. Auch hierdurch kann in Zukunft mehr dezentral erzeugte Energie regional verteilt werden. Die Kosten liegen bei rund 6,3 Millionen Euro.

Quelle: Bayernwerk Netz GmbH

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