Kaufmann, Hotelier – Buchautor
Ludwig Lang, Kissinger Original ist mit 96 Jahren verstorben  
Bad Kissingen – Vor vier Tagen erst haben wir den 96. Geburtstag unseres Vaters Ludwig Lang gefeiert. An diesem Tage war er frohgemut und sagte zwei interessante Sätze zu seiner Schwiegertochter: Es geht mir gut, ich war heute schon zu Fuß unterwegs, ohne Rollator und Rollstuhl. Bestimmt besuche ich Euch demnächst zu Fuß und komme zum Schlossberg am Fuß der Bodenlaube.
Andererseits war ihm bewusst, dass auf dem Grabstein der Langs im Parkfriedhof schon dreimal der 23. als Todestag angegeben war. Diesen Stichtag hat er nun um drei Tage überlebt und ist nun doch für uns alle überraschend, unserer lieben Mutter, seiner geliebten Frau Erika, gefolgt. Sie war bereits vor fünf Jahren gestorben.
In den letzten Monaten haben wir oft über den glücklichen Verlauf seines Lebens gesprochen. Immer wieder haben wir in seinem Buch, dass er vor zwei Jahren herausgebracht hat, einzelne Kapitel zusammen durchgelesen, über sein Lebensglück gelacht und uns erinnert:
Ludwig Lang wurde am 22.2.1927 in Bamberg geboren. Aufgewachsen ist er in Berlin. Mit 17 zog die Familie Lang aus der bereits umkämpften Hauptstadt nach Bad Kissingen und übernahm das Fremdenheim und Café FÜRST BISMARCK. Aber die Zeit in Berlin hat Ludwig Lang nachhaltig geprägt. Immer wieder hat er von der Schönheit der Stadt und dem kulturellen Leben dort geschwärmt.
Doch gerade die kulturellen Ereignisse der letzten Jahrzehnte haben ihn mit seiner neuen Heimat Bad Kissingen versöhnt. Denn welche Stadt in dieser Größe hat schon so viel Kultur-Ereignisse für Menschen seines Schlages zu bieten?Ludwig meldete sich mit 17 freiwillig zur Marine. Trotz Gefangenschaft durch die Engländer empfand er die Zeit bis zum Kriegsende als Glücksfall, denn sonst wäre er seiner Meinung nach sicherlich in Russland gefallen, wie sein älterer Bruder Fritz. 1948 heiratete Ludwig mit 21 Jahren Erika Hahn aus der Molkerei Hahn in der Kirchgasse. Zwischen 1950 und 1956 wurden die vier Kinder Fritz, Resi, Liesel und Maria geboren. Inzwischen hat Ludwig 10 Enkel und 10 Ur-Enkel. Zuerst war er als Lebensmittel-Einzelhändler einige Jahre in der Hartmannstraße tätig, bevor er 1957 das „Fremdenheim und Café Fürst Bismarck“ von den Eltern Hans und Maria Lang übernahm, anfangs mit 15 Zimmern und 35 Sitzplätzen im Café.
Die Devise der Familie Lang war: der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus. Viele Zukunftspläne wurden geschmiedet und neue Ideen verwirklicht.
Neben dem traditionellen Kurheim wurde 1962 ein MOTEL nach amerikanischem Vorbild gebaut und wenige Jahre später bereits erweitert. Beim Begriff MOTEL erkannte man sofort: Auch für eine einzelne Übernachtung kann man hier einen Stopp einlegen. Das war zu dieser Zeit in Bad Kissingen unüblich.
1969 wurde das erste private Hotel-Hallenbad in Bad Kissingen eröffnet. Bald kam die Badeabteilung und der Kurarzt im Hause dazu.
Das Café-Restaurant war die besondere Adresse für Hochzeiten, Kommunionfeiern, Jubiläen u. ä. Die Original-Jugendstil-Stuckdecke aus Bismarcks Zeiten war dabei das Tüpfelchen auf dem i und schmückt noch heute den Mitarbeiter-Speisesaal der Fachklinik Heiligenfeld.
KURSCHATTEN, KANZLER-KAFFEE und SISI-KAFFEE waren besondere Attraktionen im Café zu einer Zeit, als die heute gängigen Spezialitäten wie Cappuccino, Latte Macchiato usw. noch nicht auf dem Markt waren. Ludwig und Erika waren in der katholischen Jugend sehr aktiv, aber auch bei der „Jungen Familie“ mit Kaplan Breitenbach oder bei Kolping. Bei der Gründung der Kissinger CSU war er dabei und wurde erst in der letzten Weihnachtsfeier für 65 Jahre Mitgliedschaft in der CSU geehrt. Im Gaststättenverband und im Kurverein war er viele Jahrzehnte Mitglied, meist in der Vorstandschaft und auch in der EUROPA-UNION war er Mitglied. Schon im Jahr 1981 übergab er seinen Betrieb an die dritte Generation, an den Sohn Fritz. Inzwischen hatte das Hotel ca. 80 Betten und im Café ca. 120 Sitzplätze innen und einen großen Café-Garten.
Viele Länder der Erde hat er zusammen mit seiner Frau bereist und seine Träume erfüllt: z. T. kam er mit den Kindern u. a. bis China oder Südamerika. Als ehemaliger Matrose reiste er oft mit dem Schiff, am Ende auch mit Flugzeug. Wenn die Nachfolge-Generationen ihre Reisen planten, konnten sie ihren Opa oft fragen, wie es denn in der großen, weiten Welt gewesen ist: Und meist war er schon einmal dagewesen und schwärmte von den fernen Ländern.
Die Familie und der Zusammenhalt werden bei den Langs in langjähriger Tradition mit großen Festen gefeiert. Das stärkt Vertrauen, Zusammenhalt und Unterstützung. Das hat uns unser Vater, Großvater und Urgroßvater als treusorgender Ehegatte bei der über 20-jährigen Pflege seiner Frau vorgelebt. Er war ein gütiger und immer kommunikativer Gesprächspartner. Als liebevoller und toleranter Opa und mit seinen mutigen Geschäftsideen ist er uns allen ein
Vorbild und hat auf seine Art die Grundlagen für unser gemeinsames Gedeihen geschaffen. Die letzten Jahre wurde er noch ein begeisterter Garitzer und hat im turbulenten 4-Generationen-Haushalt seiner Tochter Resi Turner in Garitz, gelebt. Mit 65 wurde Ludwig Lang Autor und hat verschiedene Bücher veröffentlicht. Darin hat er u. a. über seinen Werdegang, seine Familie, seine Reisen und über seine Sicht auf das Unternehmen seines Sohnes geschrieben. Denn ihm war HEILIGENFELD sehr am Herzen gelegen.
Die Umwandlung vom Hotel zur Klinik Heiligenfeld hat er dabei noch als mithelfender Familienangehörigen miterlebt und berichtet dazu aus seiner Sicht.
Sein Enkel Michael Lang leitet als Vorsitzender der Geschäftsführung gemeinsam mit seinen weiteren vier Kollegen in der Geschäftsleitung das Unternehmen.
Am 03.03.2023 um 15 Uhr findet nun auf dem Parkfriedhof seine letzte Reise statt.
Anstelle von Blumen bitten wir um Spenden beim DRK /Roter Halbmond: IBAN: DE98 5305 0180 0000 0840 95, Stichwort: Nothilfe Erdbebengebiet Türkei Syrien

Quelle: ViSdP: Fritz Lang

Werbung