KNAPP 54 PROZENT DER UNTERFRANKEN KATHOLISCH – BISCHOF JUNG: „VERLOREN GEGANGENES VERTRAUEN WIEDERGEWINNEN“
Würzburg/Bonn (POW) Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat am Mittwochmittag, 14. Juli, die kirchliche Statistik für das Coronajahr 2020 bekanntgegeben. Die Zahlen geben einen Überblick zur Katholikenzahl sowie zu Taufen, Erstkommunionen, Firmungen, Trauungen, Bestattungen, Ein- und Austritten und Wiederaufnahmen. Die Statistik ist erheblich von den Auswirkungen der Pandemie geprägt, da diese sich vielfach auf das kirchliche Leben ausgewirkt hat. Durch die notwendigen Schutz- und Hygienemaßnahmen konnten Gottesdienste längst nicht so gefeiert und religiöse Angebote nicht so wahrgenommen werden wie in früheren Jahren.
Die Katholiken machen in Deutschland zum 31. Dezember 2020 nach DBK-Angaben 26,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (22.193.347 katholische Kirchenmitglieder). Die Diözese Würzburg zählte zeitgleich 706.099 Katholiken (2019: 720.399 Katholiken). Knapp 54 Prozent der Bevölkerung in Unterfranken (1.316.985 Einwohner nach Angaben der Regierung von Unterfranken), das nahezu deckungsgleich mit der Diözese Würzburg ist, sind demnach katholisch.
Die Einschränkungen der Coronapandemie finden einen Niederschlag in den Zahlen. Geplante Taufen mussten zum Teil verschoben werden. Stattgefunden haben 2020 in der Diözese 3563 Taufen (2019: 5226). Auch Gottesdienste fanden nur stark eingeschränkt statt. Den Sonntagsgottesdienst besuchten 2020 durchschnittlich rund 50.000 Katholiken (2019: 79.000), das sind 7,1 Prozent aller katholischen Gläubigen im Kiliansbistum (2019: elf Prozent). Zahlreiche Gemeinden übertrugen ihre Gottesdienste live im Internet. Viele Katholiken feierten diese Gottesdienste zuhause mit. Sie sind in der Statistik nicht eingerechnet. So schalteten beispielsweise laut TV Mainfranken durchschnittlich rund 20.000 Zuschauer über Kabel und Satellit am Sonntagmorgen die Gottesdienstübertragung aus dem Kiliansdom ein. Die einzelnen Gottesdienste aus dem Dom erreichten live per YouTube jeweils mehrere Hundert Zuschauer. Die zeitversetzte Option nutzten im Schnitt weitere 2000 Personen. „Über die Medien konnten teilweise mehr Menschen erreicht werden als sonst“, sagt Bischof Dr. Franz Jung.
Da viele Erstkommunionfeiern durch den Lockdown und weitere Einschränkungen verschoben werden mussten, empfingen 2020 weniger Kinder erstmals die Kommunion. Verzeichnet wurden 4772 Erstkommunionkinder (2019: 5250). Die gleiche Entwicklung traf auf die Firmung zu. Pandemiebedingt gab es 2690 Firmlinge, im Vorjahr 4209. Viele Ehepaare verschoben ihre kirchliche Trauung auf das Folgejahr, so dass nur 427 kirchliche Eheschließungen stattfanden (2019: 1377). Bei Trauerfällen war die Kirche trotz der schwierigen Begleitumstände für die Menschen da. Die Zahl der kirchlichen Bestattungen ist unter den strengen Coronaschutzvorschriften sogar auf 8532 gestiegen (2019: 8423). Aus der katholischen Kirche ausgetreten sind im Bistum Würzburg im Jahr 2020 nach DBK-Angaben 7186 Katholiken. 2019 war mit 8043 der bislang höchste Wert verzeichnet worden. Wiederaufnahmen gab es 102 (2019: 135). Eintritte wurden 23 (2019: 36) verzeichnet.
„Coronabedingt sind die Zahlen der kirchlichen Statistik für unser Bistum im zurückliegenden Jahr bei den Kasualien dramatisch eingebrochen, ebenso wie bei den Gottesdienstbesuchern. Es stellt sich die Frage, ob sie sich nach diesem Einbruch wieder erholen“, sagt Bischof Jung. Die Irritationen im Zusammenhang mit den Aufarbeitungsprozessen von sexuellem Missbrauch hätten abermals viele Kirchenmitglieder an der Glaubwürdigkeit ihrer Kirche zweifeln lassen, was sich in hohen Austrittszahlen niedergeschlagen habe. „Dem können wir nur entgegenwirken, indem wir zeigen, dass wir transparent und wahrheitsgemäß kommunizieren und in unseren Anstrengungen nicht nachlassen, das Evangelium in Wort und vor allem Tat zu verkünden, um so verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen“, erklärt der Bischof.
Bundesweit hat sich erneut die Entwicklung der zurückliegenden Jahre fortgesetzt, was vor allem mit Strukturveränderungen in den (Erz-)Bistümern zu tun hat: Die Zahl der Pfarreien hat sich auf 9858 (2019: 9936) verringert. Insgesamt gibt es 12.565 Priester (2019: 12.983), davon sind 6303 Pfarrseelsorger (2019: 6460). In den weiteren pastoralen Diensten weist die Statistik für 2020 3245 Ständige Diakone (2019: 3335), 3244 Pastoralassistent(inn)en/-referent(inn)en (weiblich: 1539, männlich: 1705 – insgesamt 23 weniger als 2019) aus. Gemeindeassistent(inn)en/-referent(inn)en gab es 2020 bundesweit 4426 (2019: 4499), davon waren 947 männlich und 3479 weiblich.
Die Zahl der Kirchenaustritte ist 2020 gesunken: 221.390 Menschen haben die katholische Kirche verlassen (2019: 272.771). Der Gottesdienstbesuch lag bundesweit im Jahr 2020 bei 5,9 Prozent (2019: 9,1 Prozent). Die Zahlen beim Sakramentenempfang sind zurückgegangen. So lag die Zahl der kirchlichen Trauungen bei 11.018 (2019: 38.537), die Zahl der Taufen bei 104.610 (2019: 159.043), die Zahl der Erstkommunionen bei 139.752 (2019: 166.481) und die Zahl der Bestattungen bei 236.546 (2019: 233.937). Im Jahr 2020 musste die katholische Kirche bei den Eintritten und Wiederaufnahmen ebenfalls einen Rückgang verzeichnen. So lag die Zahl der Eintritte bei 1578 (2019: 2330), die Zahl der Wiederaufnahmen bei 4358 (2019: 5339).
Das Bistum Würzburg zählte zum 31. Dezember 2020 298 aktive Welt- und Ordenspriester, 157 Ruhestandspriester, 143 Diakone, davon 90 in Teilzeit, 152 Pastoralreferent(inn)en/-assistent(inn)en, davon 41 in Teilzeit, 123 Gemeindereferent(inn)en/-assistent(inn)en, davon 53 in Teilzeit, sechs Pastorale Mitarbeiter, davon einer in Teilzeit, sowie 124 Religionslehrer(innen) im Kirchendienst, davon 55 in Teilzeit.

Quelle: Pressestelle Ordinariat Würzburg

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