Hartmut Vierle mit Gateway (links) und Sensor. Foto: Landkreis Bad Kissingen/Nathalie Bachmann

Landkreis Bad Kissingen und Universität der Bundeswehr München unterzeichnen Kooperationsvertrag
Nicht erst seit diesem Sommer ist klar: Der Klimawandel bringt nicht nur extreme Hitzewellen mit sich, auch Starkregen-Ereignisse nehmen immer mehr zu. Von einem Moment auf den anderen werden wir von Hochwasser-Katstrophen überrascht, die nicht vorhersehbar waren: Idyllisch vor sich hin plätschernde Bäche entwickeln sich innerhalb von Minuten zu reißenden Flüssen, die ganze Existenzen vernichten oder sogar Menschen unter sich begraben.
Völlig hilflos sind wir der Naturgewalt allerdings nicht ausgeliefert, denn es gibt Möglichkeiten, ein Frühwarnsystem zu installieren. Dafür baut Hartmut Vierle, am Landratsamt zuständig für die Bereiche Digitalisierung, Breitband & Mobilfunk, im Landkreis Bad Kissingen ein flächendeckendes Netzwerk auf, das aus Sensoren und Gateways besteht. Dabei kooperiert der Landkreis mit der Universität der Bundeswehr München (UniBw M). Den dazugehörigen Vertrag haben Landrat Thomas Bold und Prof. Wolfgang Hommel (Leitender Direktor des Forschungsinstituts CODE, UniBw M) nun unterzeichnet.
Ich installiere momentan insgesamt 30 Sensoren entlang von Sinn, Saale, Thulba und Lauer, an den Zuläufen sowie an weiteren neuralgischen Punkten. Dazu kommen aktuell 19 Gateways, die unter anderem auf der Wasserkuppe und am Heidelstein verbaut sind, erklärt Vierle. Die Sensoren messen die Pegelstände und übertragen diese alle 15 Minuten nahezu in Echtzeit per Funk an die UniBw M. Dort sammeln und visualisieren die Mitarbeitenden die Messdaten. „Damit können wir hochwassergefährdete Bereiche erkennen und für diese ein Frühwarnsystem entwickeln“, sagt Landrat Thomas Bold. Er begrüßt die Zusammenarbeit mit der UniBw M sehr. „Wir haben Experten an unserer Seite und können mit geringen Anschaffungs- und Betriebskosten ein leistungsfähiges Messnetz aufbauen.“ Auch für das Team um Prof. Hommel ist die Kooperation ein Gewinn: „Wir bekommen reale Messdaten, können diese in unsere Simulationen einfließen lassen und Algorithmen optimieren.“
Die Daten werden auf verschlüsseltem Weg übertragen und stehen als Open-Source-Lösung jedem zur Verfügung. „Das bedeutet, dass jede Bürgerin und jeder Bürger nicht nur auf die Daten zugreifen kann, sondern dass sie selbst Teil dieses Netzwerks werden und es somit erweitern können“, so Vierle. Der Datenschutz hat dabei oberste Priorität. „Keine Angst: Die Datenübertragungsrate ist sehr klein, es kann niemand abgehört werden und es werden keine individuellen Daten gesammelt.“
Wenn das Netz existiert und sukzessive ausgebaut wird, ist vieles denkbar: „Kommunen können die Verkehrsdichte messen und so ein Parkleitsystem implementieren, das quasi in Echtzeit Auskunft darüber gibt, wo es noch freie Parkplätze gibt. Die Sensoren könnten auch die Straßentemperatur messen, sodass der Winterdienst weiß, wo gestreut werden muss. Das spart viel Zeit und Material und damit Geld“, nennt Bold Beispiele und fügt hinzu: „Das geht in die Richtung Smart City bzw. Smart Region also ein großer Schritt in die digitale Zukunft, die für die Bevölkerung viele Vorteile bietet.“
Die Kooperation des Landkreises mit der Bundeswehr läuft bis Ende 2024. „Dann ist dieses Projekt abgeschlossen, aber wir werden mit ziemlicher Sicherheit weiter zusammenarbeiten“, so Hommel.

Quelle: Landkreis Bad Kissingen

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