EBERN – Ein Feuer in einem leer stehenden Wohnhaus im Eberner Baugebiet „Mannlehen“ hat am späten Sonntagabend (30. Juli) zu einem Großeinsatz von Feuerwehr, BRK-Rettungsdienst, mehreren BRK-Schnelleinsatzgruppen, THW und Polizei geführt. Das Gebäude wurde durch das Feuer vollständig zerstört. Zwei Feuerwehrmänner wurden bei dem Einsatz leicht verletzt. Über 20 Bewohner angrenzender Wohnhäuser mussten vorübergehend evakuiert werden. Die Löscharbeiten dauerten bis in den Morgen hinein. Die Polizei hat inzwischen drei Tatverdächtige ermittelt, denen Brandstiftung vorgeworfen wird.

 

Als die Feuerwehr Ebern um 22:52 Uhr mit dem Stichwort „Brandgeruch“ von der Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt alarmiert wurde, ahnte noch niemand, dass sich dieser Einsatz zu einer ganz besonderen Herausforderung und mehr als sieben Stunden anstrengender Arbeit ausweiten würde. Per Notruf hatte ein aufmerksamer Bewohner des Baugebietes „Mannlehen“ am östlichen Stadtrand seine Beobachtung mitgeteilt. Der Mann nahm Brandgeruch wahr, konnte diesen aber nicht zuordnen.

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Wenige Minuten nach der Alarmierung traf der Einsatzleitwagen der Feuerwehr Ebern im Georg-Schmitt-Weg ein. Auf der Anfahrt war man davon ausgegangen, dass es sich vermutlich um einen Kleinbrand im Freien handelt. Die Feuerwehrleute konnten vor Ort dann ebenfalls beißenden Brandgeruch feststellen, jedoch war die Herkunft zunächst nicht sicher zu klären.

 

Im Rahmen sofortiger Erkundungen stellten sie fest, dass der helle Rauch aus einem leer stehenden Gebäude am Ende des Georg-Schmitt-Weges drang. Das leerstehende Wohnhaus ist Teil eines Gehöfts mit insgesamt weiteren fünf Nebengebäuden, die in einer Art U-Form angeordnet sind. Das Areal steht schon seit Jahrzehnten leer. Mitte der 1990er-Jahre wurde vonseiten der Stadt Ebern damit begonnen, um das Gehöft herum das heutige Baugebiet „Mannlehen“ zu errichten.

 

Nach der Lageerkundung wurde von der Feuerwehreinsatzleitung bereits zwölf Minuten nach der ersten Alarmierung um 23:04 Uhr eine Erhöhung der Alarmstufe auf „B3 – Brand Dachstuhl“ vorgenommen. Somit wurden weitere Feuerwehren aus der Umgebung nachgefordert. Im weiteren Verlauf musste die Alarmstufe aufgrund des hohen Personal- und Materialeinsatzes nochmals auf „B4 – Brand eines landwirtschaftlichen Objektes“ erhöht werden.

 

Anfangs stieg dichter Qualm aus dem Gebäude empor, breitete sich in der Siedlung aus und zog auch in Richtung benachbarter Wohngebäude. Noch bevor die Feuerwehr mit dem eigentlichen Löschangriff beginnen konnte, riss durch die enorme Hitzentwicklung die Dachhaut und es schlugen erste Flammen durchs Dach, kurz darauf stand der gesamte Dachstuhl im Vollbrand. Die Flammen waren im Nachthimmel weit sichtbar und stiegen bis zu zehn Meter empor.

 

Besondere Herausforderung für die Feuerwehr war der extrem schwierige Zugang zu dem Areal, zu dem nur ein knapp ein Meter breiter Trampelpfad führt, der zudem stark mit Bäumen, Gebüsch und Sträuchern zugewuchert war. So mussten die Schlauchleitungen unter besonders schwierigen Bedingungen vom Ende der Straße bis zum Brandobjekt durch rund 30 Meter unwegsames Gelände verlegt werden.

 

Auch die Versorgung mit Löschwasser war anfangs nur eingeschränkt möglich, wie Feuerwehr-Einsatzleiter Nico Sonnefeld mitteilte. In der Stichstraße musste aus einem Hydranten Löschwasser entnommen werden, das allerdings für den massiven Löschangriff nicht ausreichte. Deshalb richtete die Einsatzleitung mit Tanklöschfahrzeugen einen Pendelverkehr in die Bahnhofsstraße ein. Dort wurde gegenüber des Autohauses Dietz aus dem Leitungsnetz Wasser entnommen, zur Einsatzstelle gebracht und dort für die Löschmaßnahmen eingespeist.

 

Aus mehreren Strahlrohren vom Boden aus sowie über zwei Drehleitern der Feuerwehren Ebern und Ebensfeld aus der Luft wurden die Flammen bekämpft. Aufgrund massiver Zerstörung und Einsturzgefahr konnten die Feuerwehrleute keinen Innenangriff in dem Gebäude vornehmen. Dennoch gelang es, die Flammen nach einiger Zeit zu löschen, allerdings mussten immer wieder aufflackernde Glutnester gelöscht werden.

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr sprachen von Glück, dass es in den vergangenen Tagen viel geregnet hatte. So ist es durch den massiven Funkenflug nicht zu einer weiteren Entzündung von Gebüschen, Bäumen und Wiesenflächen in der Umgebung gekommen.

 

Nachdem die Flammen gelöscht waren, machten sich Feuerwehr und THW daran, mit Motorsägen einen ausreichenden Zugang zu dem Areal zu schaffen. Dazu mussten Bäume, Büsche, Gestrüpp und Dornen beseitigt werden. Anschließend wurde versucht, vom Boden aus mit einem Einreißhaken Ziegeln vom Dach zu räumen, um Löschwasser von den Drehleitern aus gezielter auf das nach wie vor qualmende Gebäude zu bringen.

 

Durch das unwegsame Gelände und den erschwerten Zugang waren die Einsatzkräfte vor besondere Herausforderungen gestellt. Bereits ab 23:35 Uhr waren zur unterstützenden Beratung der Feuerwehr-Einsatzleitung seitens des Technischen Hilfswerkes Haßfurt ein Fachberater und ein Baufachberater vor Ort. Zunächst wurde erwogen, durch das THW ein Gerüst errichten zu lassen, um an das Dach heranzukommen, da das Gelände aufgrund der Hanglage sehr uneben und steil war. Das Vorhaben wurde dann allerdings verworfen.

 

Um 2:15 Uhr wurde durch die Einsatzleitung schließlich der gesamte Technische Zug des THW Haßfurt inklusive der Fachgruppe Notversorgung alarmiert. Die Helferinnen und Helfer rückten mit 15 Einsatzkräften und Telelader, Kipper, Tieflader, Gerätekraftwagen, Mannschaftslastwagen und Führungsfahrzeug an. Es wurde dann entschieden, ein an das Brandobjekt angrenzendes Grundstück befahrbar zu machen. Deshalb verlegte das THW auf einer Länge von knapp 20 Metern Fahrplatten über eine Grünfläche, sodass schließlich ein Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr bis zum Brandobjekt heranfahren konnte.

 

So war es möglich, die Dachziegeln des Hauses von der Drehleiter aus zu entfernen. Für eine mögliche Unterstützung stand der Telelader mit Arbeitskorb des THW bereit, um von der Hebebühne aus Dachziegeln entfernen zu können. „Der Einsatz der Drehleiter führte aber bereits zum Erfolg, sodass wir unseren Telelader nicht einsetzen mussten“, teilte stellvertretender THW-Ortsbeauftragter Jonas Schierling mit.

 

Nachdem die Dachziegeln entfernt waren, wurde das Wohngebäude von der Drehleiter aus mit Löschschaum eingedeckt. So wurde gewährleistet, dass es zu keinem erneuten Brandausbruch kommt. Der Einsatz der Feuerwehr und des THW dauerte bis ca. 6:30 Uhr. Die Feuerwehr stellte vor Ort sicherheitshalber anschließend eine Brandwache.

 

Insgesamt waren zehn Feuerwehren aus Ebern, die Werksfeuerwehr Valeo, Reutersbrunn, Eichelberg, Heubach, Eyrichshof, Losbergsgereuth, Zeil und Ebensfeld mit rund 120 Helferinnen und Helfern vor Ort. Das THW war mit 15 Mann angerückt. Seitens des BRK waren rund 30 Einsatzkräfte vor Ort, ebenso zwei Streifen der Polizei aus Ebern und Haßfurt sowie die Kripo Schweinfurt.

 

Neben der Feuerwehr war auch das Bayerische Rote Kreuz mit einem größeren Aufgebot im Einsatz. Neben zwei Rettungswagen aus Ebern und Haßfurt, einer Notärztin aus Maroldsweisach und dem Einsatzleiter Rettungsdienst, Ingo Stöhlein, wurden in der Folge weitere Einheiten nachalarmiert. So kamen die ehrenamtlichen Schnelleinsatzgruppen (SEG) Transport 2 aus Ebern, die SEG Betreuung aus Haßfurt, die SEG Verpflegung aus Hofheim sowie die SEG Information und Kommunikation zum Einsatz. Für alle Einsatzkräfte stellte das Rote Kreuz Kaltgetränke bereit.

 

Aufgrund des Feuers und der starken Rauchentwicklung mussten zeitweise insgesamt 22 Bewohner angrenzender Wohnhäuser vorübergehend evakuiert werden. Fünf von ihnen verbrachten die Nacht anschließend bei Angehörigen in Haßfurt. Den anderen wurde angeboten, vorübergehend Unterkunft im Feuerwehrgerätehaus Ebern zu finden und dort vom BRK betreut zu werden. Das lehnten die Personen jedoch ab und warteten außerhalb des Gefahrenbereichs das Ende der Löscharbeiten ab.

Alle Evakuierten sowie neun Feuerwehrleute, die den Erstangriff durchgeführt hatten, wurden vom BRK registriert und von einer Notärztin gesichtet. Zudem wurde mit einem Spezialgerät gemessen, ob sie gefährlichen Brandrauch inhaliert hatten. Das war glücklicherweise nicht in dem Maße der Fall, dass eine medizinische Behandlung angezeigt gewesen wäre.

 

Bei den Löscharbeiten wurden insgesamt zwei Feuerwehrleute leicht verletzt. Sie waren in dem unwegsamen Gelände umgeknickt und wurden zum Ausschluss von Frakturen mit Rettungswagen zur Röntgenkontrolle ins Krankenhaus Haßfurt transportiert.

 

Weshalb es zu dem Feuer kam, ist Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Noch in der Nacht waren zwei Beamte der Kriminalpolizei Schweinfurt vor Ort. Im Laufe der polizeilichen Ermittlungen kristallisierten sich drei junge Männer aus dem Landkreis Haßberge als Tatverdächtige heraus, wie die Polizei am Montagnachmittag mitteilte. Die Beschuldigten müssen sich nun in einem Strafverfahren wegen eines Brandstiftungsdeliktes verantworten.