Schweinfurt 10.07.2023. Vor den anstehenden Tarifverhandlungen im bayerischen Einzel-, sowie Groß- und Außenhandel erhöht ver.di den Druck und bestreikt schwerpunktmäßig die Zentralläger von Kaufland in Donnesdorf und Edeka in Gochsheim. Die Kolleg*innen aus dem Kaufland Lager in Donnersdorf werden die ganze Woche streiken, die Kolleg*innen bei Edeka sind bereits erneut seit vergangen Mittwoch 5.7.23 bis kommenden Sonntag im Streik. Weiter sind die Beschäftigten aus dem Kaufland Schweinfurt und Bad Kissingen und H&M in Schweinfurt und Würzburg heute zu weiteren Streiks aufgerufen.  
Sowohl die Arbeitgeber des Einzelhandels, als auch die des Großhandels liegen mit ihren Angeboten so deutlich unter der Inflation, dass ein Abschluss in beiden Traufrunden noch nicht möglich erscheint. Die Arbeitgeber bieten für dieses Jahr eine tabellenwirksame Erhöhung von 3 Prozent ab Abschluss des Vertrages. Das sind gerade mal rund 52 Cent pro Stunde. Auch im Großhandel ist das Angebot mit 5,1 Prozent ab September 2023 (bei 4 Nullmonate) viel zu gering, um die Inflation abzufedern.
„Die massiv gestiegenen Preise reißen große Löcher in die Haushaltskassen der Beschäftigten des Einzel- und Großhandels. Im Juni sind die Lebensmittelpreise um rund 14 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Damit erleben die Verkäufer*innen täglich, wie die Preise der Produkte, die sie über die Kasse ziehen, teurer und damit für sie selbst immer unerschwinglicher werden. Sie und ihre Kolleg*innen im Einzel-und Großhandel fühlen sich mit ihren Nöten nicht ernst genommen. Nur deutliche tabellenwirksame Entgelterhöhungen sorgen jetzt für Entlastung“, sagt Peter König ver.di Streikleiter in Schweinfurt. „Die Beschäftigten im Handel müssen mit Ihrem Gehalt nicht nur ihr Leben und das ihrer Familien bestreiten, sie müssen damit auch der drohenden Altersarmut begegnen. Da zählt jeder Euro, den wir durchsetzen“, so König weiter.
Ablaufplan: Die Streikenden treffen sich ab 08:30 im Cafe Sax, Am Jägersbrunnen in Schweinfurt. Ab ca. 10:45 ist eine Demo durch die Schweinfurter Innenstadt geplant.
Die Tarifverhandlungen im bayerischen Einzelhandel werden am 12.07.2023 fortgesetzt. Die Tarifverhandlungen im bayerischen Groß- und Außenhandel gehen am 18.07.2023 in die fünfte Runde.
Seit April finden eigenständige Tarifverhandlungen in Bayern für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel, im Groß- und Außenhandel und im genossenschaftlichen Großhandel statt. Die Angebote der Arbeitgeberverbände bewegten sich zwischen 3 und 5,1 % Entgelterhöhung in 2023. Zum Teil ergänzt wurden die Angebote um Inflationsausgleichsprämien weit unter 1.000 €. Für das zweite Jahr boten die Arbeitgeber Erhöhungen zwischen 2 und 2,9 %. Alle Angebote hatten eine Laufzeit von 24 Monaten.
Hintergrundinformation:
ver.di fordert für die Beschäftigten im bayerischen Einzel- und Versandhandel:
  • Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 € in der Stunde.
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 € im Monat.
  • Erhöhung der unteren Beschäftigtengruppen und Löhne auf ein rentenfestes Mindesteinkommen von 13,50 € in der Stunde.
  • Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen.
  • Die Tarifverträge des bayerischen Einzelhandels sollen wieder allgemeinverbindlich werden, damit Dumpingkonkurrenz und Vernichtungswettbewerb wirksam bekämpft werden.
ver.di fordert für die Beschäftigten im bayerischen Groß- und Außenhandel:
  • Tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte* um 13 %
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 €
  • Die Laufzeit der Tarifverträge muss 12 Monate betragen.
  • In einer gemeinsamen Initiative soll die Allgemeinverbindlichkeit der Entgelttarifverträge erreicht werden.
Untermauert wurden diese Forderungen durch eine breite Beschäftigtenbefragung, an der sich knapp 6.000 Kolleginnen und Kollegen aus über 500 Einzelhandels-Betrieben und knapp 4.000 Beschäftigte aus dem Groß- und Außenhandel beteiligten. Dort geben 76% der Befragten aus dem Einzelhandel an, Probleme zu haben, mit ihrem derzeitigen Gehalt den Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Groß- und Außenhandel liegt der Anteil bei 73%. 87% im Einzel- und 89% im Großhandel schätzen ein, dass ihre Rente aus dem derzeitigen Gehalt nicht vor Altersarmut schützt. 68% unterstützen eine überproportionale Anhebung der unteren Einkommen und 84% der Befragten fordern die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge.
Quelle ver.di
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