Herr Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Herr Till Rehwaldt (Fachpreisrichter, Landschaftsarchitekt, Dresden), Herr Martin Richter-Liebald (GF Bayerische Landesgartenschau GmbH), Herr Ralf Brettin (berufsmäßiger Stadtrat und Geschäftsführer LGS 2026) Bildquelle: Petra Pintscher
LGS 2026 – Planorama gewinnt den Wettbewerb zur Landesgartenschau Schweinfurt 2026 Einstimmiges Votum des Preisgerichts für Entwurf des Bürgerparks
Schweinfurt – Der Rahmen für den zur Landesgartenschau Schweinfurt 2026 entstehenden knapp zehn Hektar großen Bürgerpark auf dem Gelände der ehemaligen Ledward Barracks ist gesteckt: Mit ihrem Konzept gewann das Büro Planorama einstimmig den von der Stadt Schweinfurt im Januar europaweit ausgeschriebenen nichtoffenen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb. Es dient als Grundlage der nun folgenden Entwurfsplanung und wird in einigen Punkten weiterentwickelt. Planorama Landschaftsarchitektur Berlin hat bereits die preisgekrönte Gartenschau in Wassertrüdingen realisiert und plant die Gartenschau in Furth im Wald.
„Wir haben die schöne Aufgabe, zehn Hektar Asphalt in eine grüne Landschaft zu konvertieren. Diese Chance hat man im Leben als Kommunalpolitiker nicht oft. Ich bin davon überzeugt, dass es uns mit dem Entwurf von Planorama gelingt, unsere ohnehin schon grüne Stadt noch attraktiver und lebenswerter zu machen“, so Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé. „Der intensive Prozess mit vielen Diskussionen im Vorfeld der Auslobung des Wettbewerbs, auch mit der Bürgerschaft, habe sich gelohnt, ergänzt Ralf Brettin, Baureferent und Geschäftsführer der Landesgartenschau Schweinfurt 2026 GmbH. „Was unsere Landesgartenschau besonders machen wird, ist ihr Modellcharakter in Sachen Klimaanpassung. Den Herausforderungen des Klimawandels begegnen wir weniger mit baulichen als vielmehr mit gärtnerischen Mitteln.“
Unter Einhaltung strenger Corona-Vorschriften fand die nichtöffentliche Jurysitzung unter Vorsitz von Till Rehwaldt (Landschaftsarchitekt, Dresden, und Präsident des bdla, Bund Deutscher Landschaftsarchitekten) im Schweinfurter Konferenzzentrum Maininsel statt. Am Wettbewerb nahmen 25 Büros teil. Davon waren acht Landschaftsarchitekturbüros gesetzt, also direkt eingeladen. 17 Teilnehmer wurden durch ein Losverfahren ermittelt. 19 Büros gingen schließlich ins Rennen. Die eingereichten Arbeiten wurden zur Anonymisierung mit Tarnnummern versehen. Erst nach der Entscheidung der Jury wurde das Geheimnis der Nummern gelüftet.
Siegerentwurf von Planorama
Der Entwurf hält die Spannung zwischen geschlossenen Räumen und offenen Wiesen. Große Teile des zentralen Bürgerparks werden als extensive und möglichst artenreiche Wiesen- und Rasenflächen angelegt, die verantwortlich mit den Ressourcen umgehen und zur Erholung und für informelle sportliche Angebote zur Verfügung stehen. Vorhandene Bäume werden als Solitäre in die Wiesenlandschaft integriert und durch Neupflanzungen ergänzt. An der höhenmäßig tiefsten Geländestelle am südlichen Rand des Parks werden bepflanzte Retentionsflächen hergestellt, die das Oberflächenwasser des Parks und von Teilen der umgebenden Bebauung im Park versickern und für Trockenzeiten im Untergrund speichern. Vorstellbar ist der Erhalt der Panzerhalle nach der Gartenschau als unbeheizte freitragende Überdachungs-Konstruktion die einen Witterungsschutz bietet und als Relikt an die Historie des Ortes erinnert.
Westlich der zentralen Platzfläche entsteht auf dem vorhandenen Zwischenplateau ein Klimawäldchen mit einem Umweltbildungspfad und kleinem Veranstaltungsort als Lichtung. Auf den Flächen sollen möglichst naturnahe und klimaangepasste Gehölzflächen entstehen, die im spannungsvollen Kontrast zu den offenen Wiesenflächen stehen. Das Wäldchen bietet einen guten Rückzugsort an heißen Sommertagen. Die Gehölzbestände sollen aus einer Mischung zu erhaltender Bestandsbäume, Jungbaumpflanzungen und Flächenanteilen mit spontaner Sukzessionsvegetation entwickelt werden. Dies bietet die besten Chancen eine auf die Klimaveränderungen angepasste dauerhaft stabile und pflegeextensive Struktur zu schaffen.
Die Mischung einheimischer Zukunftsbaumarten sowie Exoten mit höherer Trockenheits- und Hitzetoleranz ergeben neben mehr Stabilität auch ein intensiv abwechslungsreiches Bild und unterstützen die Biodiversität in der Stadt. Der Urwaldpfad vermittelt als Umweltbildungsangebot spielerisch das Wissen um die Folgen des Klimawandels. Die neuen Baum- und Gehölzpflanzungen im Gelände setzen sich aus klima- sowie standortangepassten heimischen und nicht heimischen Arten wie z.B. Elsbeere, Speierling, Feldahorn, Wildbirne und Eichenarten zusammen, die mit sommerlicher Hitze und Trockenheit gut zurechtkommen.
Auslobung
In der Auslobung des Wettbewerbs stand die Aufgabe im Zentrum, einen Bürgerpark zu entwickeln, der in seinem Charakter und seinen Nutzungsangeboten angemessen auf seine Lage in der Gesamtstadt und zum näheren Einzugsbereich reagiert. Die Bäume, die sich gegenwärtig auf dem Gelände befinden, sollten in ihrer Lage nach Standort und Höhe weitestgehend erhalten werden. Der Park wird künftig den angrenzenden Wohnquartieren und dem Hochschulstandort als zentraler, integrativer Bezugs-, Erholungs- und Bewegungsraum dienen und soll ein hohes Maß an Öffentlichkeit generieren und Raum für Begegnungen bieten. Ziel ist es darüber hinaus, im künftigen Bürgerpark hohe ökologische Standards umzusetzen. Damit wird dem Park auch eine erhebliche Bedeutung für das Stadtklima zukommen.
Gewünscht war ein Park, der weniger durch aufwendige bauliche Anlagen gekennzeichnet ist, sondern in dem die kluge Verwendung von Vegetation im Sinne einer reichen gartenkünstlerischen Tradition vorherrscht. Er soll damit Wege zu zeitgemäßen, ökologischen und stadtklimatischen Anforderungen beispielhaft aufzeigen. Der Park muss in seinen Nutzungsangeboten dem Alltagsgebrauch aller Bürgerinnen und Bürger dienen und dazu beitragen, die Stadtbevölkerung integrativ zusammenzuführen. Für die Errichtung der Daueranlage Bürgerpark sind Baukosten in Höhe von 7,5 Mio. EUR (netto) vorgesehen.
Bei den eingereichten Entwürfen mussten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
– Übergreifende Leitidee
– Gestalterische Qualität des Freiraumkonzepts
– Integration in den bestehenden Stadt- und Landschaftsraum
– Erfüllung der funktionalen Anforderungen aus dem Raumprogramm
– Nachhaltigkeit hinsichtlich Klimaresilienz, Wasserbewirtschaftung, Vegetationsaufbau und sozialer
Aspekte sowie durch CO2-sparende Umsetzung
– Wirtschaftlichkeit hinsichtlich Erstellung und Unterhalt
Der thematische Schwerpunkt lag auf der Daueranlage, erste Ideen zur Landesgartenschau waren ebenfalls gefordert.
Das Preisgericht:
Fachpreisrichter
Ralf Brettin, Architekt, berufsmäßiger Stadtrat Stadt Schweinfurt
Manfred Grüner, Architekt, LBD Regierung von Unterfranken
Rebekka Junge, Landschaftsarchitektin, Bochum
Till Rehwaldt, Landschaftsarchitekt, Dresden
Prof. Martin Schirmer, Architekt und Stadtplaner, Würzburg
Elke Berger, Landschaftsarchitektin, München
Prof. Sigrun Langner, Landschaftsarchitektin, Weimar
Sachpreisrichter
Sebastian Remelé, Oberbürgermeister Stadt Schweinfurt
Rüdiger Köhler, Stadtrat, Fraktion CSU
Holger Laschka, Stadtrat, Fraktion B90/DIE GRÜNEN
Johannes Petersen, Stadtrat, Fraktion SPD
Martin Richter-Liebald, Geschäftsführer Bayerische Landesgartenschau GmbH
Gerhard Zäh, Präsident des Verbandes Garten-, Landschaft- und Sportplatzbau Bayern e.V.
Neben Fach- und Sachpreisrichtern nahmen als nicht stimmberechtige Mitglieder auch sachverständige Berater aus den unterschiedlichen Fachbereichen wie Klimaschutz, BUND, Finanzen, Stadtgrün und Stadtentwicklung, Schulen und Sport, Hochschule oder dem Freundeskreis der Landesgartenschau teil.
Ausstellung
In einer öffentlichen Ausstellung werden alle eingereichten Arbeiten zu sehen sein, vom 11. bis 30. Juni im Foyer des alten Rathauses. Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé wird die Ausstellung am Freitag, 11. Juni, um 11 Uhr eröffnen und die offizielle Preisverleihung vornehmen.
Quelle: Stadt Schweinfurt