München u.a., 7.06.2023.  Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft die Beschäftigten des bayerischen Einzelhandels, Großhandel und genossenschaftlichen Großhandel am 07.06.2023, unmittelbar vor dem Feiertag erneut zu Streiks auf. Zum Streik aufgerufen werden die Beschäftigten von den Zentrallägern von Edeka in Gochsheim, Marktredwitz, Straubing, in Sachsen bei Ansbach sowie Schwabach, das Zentrallager von Norma in Regenstauf, die Zentralläger von Rewe in Buttenheim und Eitting. Aufgerufen sind auch die Beschäftigten von Alliance Healthcare in München, Hoffmann Supply Chain in München, Phoenix in München, Edeka Filialen in Regensburg, Metro Neu-Ulm, ausgewählten Netto Filialen in Niederbayern und Ikea in Regensburg.
Einzelne Betriebe sind schon seit mehreren Tagen im Streik. Durch die Streikaktionen, vor allem in den Zentrallägern kann es in den folgenden Tagen zu Versorgungsengpässen in den Filialen kommen.
„Die dramatischen Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Energiekosten, Mieten, der Mobilitätskosten einerseits und die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber zu einem Ausgleich bei den Tarifverhandlungen andererseits, treibt die Menschen auf die Straße“, erklärt Hubert Thiermeyer, ver.di Verhandlungsführer im bayerischen Einzelhandel
„Die Beschäftigten machen unter schwierigen Bedingungen einen super Job und versorgen uns tagtäglich. Da ist doch Respekt und Wertschätzung auch beim Gehalt das Mindeste, was sie erwarten können“, sagte Thomas Gürlebeck, ver.di Verhandlungsführer im bayerischen Groß- und Außenhandel.
„Egal ob bei Mieten, Lebensmitteln, Energiekosten oder Mobilitätskosten – überall sind die Preise bereits im letzten Jahr explodiert. Für die Beschäftigten eine existenzgefährdende Entwicklung. Es bleibt dabei, wir müssen um jeden Euro kämpfen, erklärt Peter König, Streikleiter in Schweinfurt. Nur wer die Preise kennt fordert 13%, so König weiter.“
„Der überwiegende Teil der Beschäftigten im Handel ist akut von Altersarmut bedroht. Reale Entgelterhöhungen sind das beste Mittel im Kampf gegen Altersarmut“, stellt Monika Linsmeier, ver.di Streikleiterin in Niederbayern klar.
„Die Beschäftigten im bayerischen Handel kämpfen für Respekt und Wertschätzung und reale Entgelterhöhungen. Der Mut und die Ausdauer unserer Kolleginnen und Kollegen ist beeindruckend“, ergänzt Rita Wittmann, ver.di Streikleiterin in Mittelfranken.
„Viele Arbeitgeber können sich gar nicht mehr vorstellen, welchen Belastungen die Beschäftigten tagtäglich ausgesetzt sind“, ärgert sich Stephanie Gebhart-Gill, ver.di Streikleiterin in München.
„Wertschätzung zeigt sich nicht nur durch Worte, sondern auch bei Lohn und Gehalt,“ fügte Christin Rappl, ver.di Streikleiterin in der Oberpfalz hinzu.
„Einige Arbeitgeber versuchen mit allen möglichen Mitteln die Beschäftigten vom Streik abzuhalten, aber der Mut unserer Kolleginnen und Kollegen ist schon außer-gewöhnlich“, zeigte sich Paul Lehmann, ver.di Streikleiter in Oberfranken, beeindruckt.
Die Tarifverhandlungen im bayerischen Einzelhandel werden am 13.06.2023 fortgesetzt. Die Tarifverhandlungen im bayerischen Groß- und Außenhandel gehen am 16.06.2023 und im genossenschaftlichen Großhandel am 10.07.2023 in die dritte Runde.
Seit April finden eigenständige Tarifverhandlungen in Bayern für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel, im Groß- und Außenhandel und im Genossenschaftlichen Großhandel statt. Die Angebote der Arbeitgeberverbände bewegten sich zwischen 3 und 4 % Entgelterhöhung in 2023. Zum Teil ergänzt wurden die Angebote um Inflationsausgleichsprämien weit unter 1.000 €. Für das zweite Jahr boten die Arbeitgeber Erhöhungen zwischen 2 und 2,4 %. Alle Angebote hatten eine Laufzeit von 24 Monaten.
Hintergrundinformation:
ver.di fordert für die Beschäftigten im bayerischen Einzel- und Versandhandel:

 

  • Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 € in der Stunde.
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 € im Monat.
  • Erhöhung der unteren Beschäftigtengruppen und Löhne auf ein rentenfestes Mindesteinkommen von 13,50 € in der Stunde.
  • Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen.
  • Die Tarifverträge des bayerischen Einzelhandels sollen wieder allgemeinverbindlich werden, damit Dumpingkonkurrenz und Vernichtungswettbewerb wirksam bekämpft werden.

 

ver.di fordert für die Beschäftigten im bayerischen Groß- und Außenhandel:
  • Tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte* um 13 %
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 €
  • Die Laufzeit der Tarifverträge muss 12 Monate betragen.
  • In einer gemeinsamen Initiative soll die Allgemeinverbindlichkeit der Entgelttarifverträge erreicht werden

 

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Untermauert wurden diese Forderungen durch eine breite Beschäftigtenbefragung, an der sich knapp 6.000 Kolleginnen und Kollegen aus über 500 Einzelhandels-Betrieben und knapp 4.000 Beschäftigte aus dem Groß- und Außenhandel beteiligten. Dort geben 76 % der Befragten aus dem Einzelhandel an, Probleme zu haben, mit ihrem derzeitigen Gehalt den Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Groß- und Außenhandel liegt der Anteil bei 73%. 87 % im Einzel- und 89% im Großhandel schätzen ein, dass ihre Rente aus dem derzeitigen Gehalt nicht vor Altersarmut schützt. 68 % unterstützen eine überproportionale Anhebung der unteren Einkommen und 84 % der Befragten fordern die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge.

 

Quelle: Ver.di Bezirk Würzburg/Aschaffenburg und Schweinfurt