Individuelle Wärmebehandlungsverfahren sorgen für die Langlebigkeit des Bauteils im späteren Praxiseinsatz. Die Geschäftsführer der Madinger GmbH, Oliver Madinger und Sven Geyer (von links), zeigen Landrat Florian Töpper und Bürgermeisterin Simone Seufert die gehärteten Bauteile. Foto: Stefan Pfister

Landrat Florian Töpper besuchte den Industriedienstleister, der in sein Nachhaltigkeitskonzept am Standort Euerbach auch die Gemeinde und Bürgerschaft einbinden möchte
Landkreis Schweinfurt. Es ist sicher eine der eindrucksvollsten Unternehmensgeschichten im Landkreis Schweinfurt: Von Euerbach aus hat sich die Firmengruppe Madinger zu einem international agierenden Industriedienstleister mit rund 70 Millionen Euro Umsatz entwickelt. Der erst im Jahr 1999 gegründete Betrieb beschäftigt mittlerweile gut 600 Mitarbeitende an sieben Standorten in vier Ländern. Eine rasante Entwicklung, die noch lange nicht zu Ende sein soll. „Wir werden weiterwachsen“, kündigte Firmengründer Oliver Madinger bei einem Unternehmensbesuch von Landrat Florian Töpper in der Zentrale in Euerbach an.
Die Madinger-Gruppe verstehe sich als Partner von Industriebetrieben und sei breit aufgestellt, erfuhren der Landrat und Bürgermeisterin Simone Seufert bei einer Betriebsführung. „Mit unseren Leistungen im Geschäftsbereich ,Produktionsnahe Dienstleistungen‘ sind wir immer nah am Kunden“, informierten Sven Geyer und Oliver Madinger, die gemeinsam die Geschäfte führen und das aufstrebende Unternehmen vorstellten. Besonders gefragt seien hier Flexibilität und passgenaue Lösungen. Geyer nannte ein Beispiel: „Im Notfall sind wir innerhalb einer Stunde beim Kunden, auch nachts.“
Zum Leistungsspektrum zählt weiterhin der Bereich „Zerstörungsfreie Materialprüfung“: Mit speziellen Verfahren können Bauteile zum Beispiel auf Risse oder Fehler überprüft werden. Madinger bietet seinen Kunden darüber hinaus Wärmebehandlungen für industrielle Komponenten an, die je nach Anforderung in der hauseigenen Härterei individuell bearbeitet werden können.
Zur Firmengruppe inklusive den Standorten in der Slowakei und Rumänien gehören ein Stahllager mit einer Kapazität von rund 20.000 Tonnen sowie ein Bearbeitungs- und Logistikzentrum. Dort wird der Stahl auf Kundenwunsch gesägt, geschält, gerichtet oder angespitzt. Beim „Supply Chain Support“ ist Madinger in interne Abläufe von Kunden eingebunden, etwa beim Transport, Verpacken oder Reinigen von Werkstücken. Als jüngster Geschäftszweig etabliert haben sich Komplettdienstleistungen im Bereich der Prüfmittelüberwachung, seitdem die MK-Kalibrierlabor GmbH übernommen wurde.
Neben Euerbach ist die Gruppe mit kundennahen Standorten in Schweinfurt, Kitzingen, Bad Neustadt/Saale und Fürth vertreten. Im Schweinfurter Maintal baut Madinger gerade eine neue Produktionshalle, mit der die bestehende Niederlassung erweitert wird. Im Ausland verfügt das Unternehmen über Tochtergesellschaften in der Slowakei sowie in Rumänien und China. Schon mehrfach wurden die Leistungen des Industriedienstleisters gewürdigt, unter anderem mit den Auszeichnungen „Bayerns best 50“ (2015) und „Großer Preis des Mittelstandes“ (2016).
Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Schweinfurt organisiert mehrmals im Jahr   Unternehmensbesuche des Landrats. Bei dem Treffen in Euerbach standen unter anderem die Themen Nachhaltigkeit und Energiegewinnung im Fokus. Ende 2025 will die Madinger-Gruppe ihre CO₂-Emission am Standort um zwei Drittel gegenüber 2021 reduzieren. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, plant das Unternehmen die Umsetzung mehrerer Maßnahmen: Eine Photovoltaikanlage befindet sich bereits im Bau, mit ihr sollen etwa 16 Prozent des benötigten Stroms produziert werden. Mittelfristig könnte noch ein Solarpark entstehen, vorstellbar ist auch eine Beteiligung an einem Windpark. Begleitend wird eine Ladeinfrastruktur für Elektro-Dienstwagen aufgebaut, bereits umgesetzt ist das Angebot des Dienstrad-Leasings für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Qualifizierung von Auszubildenden zu Energiescouts.
Bau eines Blockheizkraftwerks in Planung
Als „Leuchtturmprojekt“ des Nachhaltigkeitskonzeptes ist der Bau eines Blockheizkraftwerks (BHKW) geplant. Es soll künftig den Großteil der benötigten Energie liefern. Noch offen ist, was mit der bei der Stromproduktion anfallenden Abwärme passiert, die für die Prozesse bei der Madinger GmbH nicht komplett nutzbar ist. Eine Möglichkeit wäre ein Nahwärmenetz, woran das neue Baugebiet oder bestehende Häuser in Euerbach angeschlossen werden könnten. Optimistisch stimmt die Verantwortlichen die positive Resonanz in der Gemeinde, aktuell wird der konkrete Bedarf abgefragt. „Das Interesse scheint sehr groß zu sein. Wir wollen diese Idee weiterverfolgen, es ist eine Win-win-Situation und große Chance für alle“, so Oliver Madinger.
Das geplante BHKW soll über eine Pipeline an eine Biogas-Anlage angeschlossen werden, um von dort kontinuierlich Gas beziehen zu können. Einzige Unsicherheit bei dem Projekt: Die Leitung muss dabei die SüdLink-Trasse kreuzen. Der Geschäftsführer hofft auf eine Lösung und bat den Landrat um Unterstützung. Florian Töpper kündigte an, dieses Thema bei den Netzbetreibern anzusprechen.
Weitere Herausforderungen für das Unternehmen sind die aktuell fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten im Umfeld des Hauptsitzes sowie der Personalmangel. Beides behindert laut Madinger das weitere Wachstum. Er berichtete, dass Bewerbungsgespräche für eine Anstellung in Euerbach sehr häufig daran scheiterten, dass die Interessenten entweder keine Wohnung im Ort fänden oder einfach aufgrund fehlender Mobilität. „Wir stellen zunehmend fest, dass sich vor allem für viele Jüngere die Prioritäten geändert haben und sie weniger Wert auf ein Auto und den Führerschein legen.“ Hilfreich wäre aus seiner Sicht eine Abstimmung der Busfahrpläne mit dem Firmenschichtplan.
Auch in diesem Punkt signalisierte der Landrat seine Bereitschaft, eine Anpassung zu prüfen. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den schon auf mehreren Buslinien realisierten Ein-Stunden-Takt im ÖPNV. Weitere Optimierungen im Nahverkehr sollen folgen, darunter mehr Fahrzeuge im sogenannten On-Demand-Verkehr, die bei Bedarf abrufbar seien.
Landrat Florian Töpper sprach den Verantwortlichen seine Anerkennung aus. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie innovativ und erfolgreich mittelständische Betriebe aus dem Landkreis Schweinfurt sind. Die Firmengruppe Madinger ist ein herausragendes Beispiel.“ Er dankte der Geschäftsführung zugleich für das Bekenntnis zum Standort Euerbach.

Quelle: Landratsamt Schweinfurt

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