Erholung in der M+E Industrie setzt sich fort – Aufschwung durch Materialmangel gebremst – Vorrezessionsniveau wird erst 2022 erreicht
Hunger: „Materialmangel und Unsicherheiten bremsen Produktionsentwicklung“
Die M+E Industrie in Unterfranken erholt sich von den wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten Corona-Krise. Gebremst wird der Aufholprozess von einem zum Teil massiven Mangel an Material und Vorprodukten. Das ist das Ergebnis der aktuellen Umfrage der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm unter ihren Mitgliedsunternehmen, die heute in Würzburg vorgestellt wurde. „Unsere Unternehmen in Unterfranken sind wieder zuversichtlich. So hat sich die aktuelle Geschäftslage gegenüber dem Winter deutlich verbessert, der Saldo liegt klar im positiven Bereich. Über 63 Prozent der Betriebe bezeichnen das aktuelle Inlandsgeschäft als gut, 68 Prozent das Auslandsgeschäft. Die Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf sind insgesamt positiv, allerdings belasten die großen Unsicherheiten und der Transformationsdruck die Unternehmen. Klar ist jedoch, es geht bergauf. So werden wir in diesem Jahr das Niveau von vor der Corona-Krise erreichen, das Vorrezessionsniveau aus dem Jahr 2018 aber erst 2022“, sagt Ingrid Hunger, Regionalvorsitzende der bayme vbm Region Main und Spessart.
Erstmals seit Sommer 2019 liegen die inländischen Beschäftigungspläne der Unternehmen wieder im positiven Bereich. „Fast 40 Prozent der Unternehmen plant einen Beschäftigungsaufbau, aber gleichzeitig befürchten acht Prozent der Betriebe, Stellen abbauen zu müssen. Wir erwarten ein Auslaufen des Beschäftigungsrückgangs zum Jahresende. Im Jahresverlauf wird die Beschäftigung allerdings noch um rund 1.000 Stellen abnehmen. Damit werden zum Ende des Jahres in der unterfränkischen M+E Industrie knapp 90.000 Personen beschäftigt sein“, so Hunger.
Die Beschäftigungspläne stehen unter den unsicheren Vorzeichen der Transformation, die zu einer heterogenen Entwicklung am Arbeitsmarkt führt. „Wir steuern auf eine Parallelität von Stellenauf- und -abbau zu. Während die Transformation in der M+E Industrie auf der einen Seite dazu führt, dass Arbeitsplätze wegfallen, entstehen auf der anderen Seite auch neue. Hier zeigt sich ein qualifikatorischer Mismatch. Zeitgleich sehen wir Kurzarbeit bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel“, erklärt Hunger. So fährt über ein Viertel unserer Unternehmen weiterhinKurzarbeit. Hauptgründe sind bei fast 90 Prozent der Unternehmen mangelnde Aufträge. Elf Prozent der Unternehmen geben die Kombination aus fehlendem Material und mangelnden Aufträgen als Ursache an.
Im Jahresdurchschnitt 2021 dürfte die Produktion bayernweit um 15 Prozent steigen. Für das kommende Halbjahr wollen 54 Prozent der Unternehmen in Unterfranken den Output erhöhen. Gleichzeitig müssen 20 Prozent diesen auch zurückfahren. „Gebremst wird die Produktion jedoch durch fehlende Rohstoffe, fehlendes Material und fehlende Vorprodukte. Die Gründe dafür sind insgesamt vielfältig, insbesondere wirken sich aber die nach den Verwerfungen der Corona-Pandemie nur langsam wieder an Fahrt aufnehmenden weltweiten Handels- und Produktionstätigkeiten bremsend aus. Das ist inzwischen ein echtes Aufschwung-Hindernis“, kommentiert Hunger. So ist die Produktion bei fast der Hälfte der Unternehmen durch fehlendes Material spürbar beeinträchtigt, bei knapp 18 Prozent sogar stark. Nur knapp jedes zehnte Unternehmen spürt keine Beeinträchtigungen. „Betroffen sind vor allem Rohstoffe und Vorprodukte. Dabei kommt es fast überall zu Lieferverzögerungen und spürbaren Kostenaufschlägen. Das ist bei vollen Auftragsbüchern eine Situation, die wir uns nicht leisten können“, betont Hunger.
Auch bei den Investitionen schlagen sich die Unsicherheiten nieder: Nur 24 Prozent der Unternehmen wollen in der zweiten Jahreshälfte mehr investieren. „Uns stimmt aber zuversichtlich, dass rund ein Viertel aller Investitionen auf Erweiterungen entfallen. Das ist ein starkes Signal für unseren Standort“, findet Hunger und ergänzt: „Unsere Unternehmen brauchen mehr Luft für Investitionen, bilden diese doch den Grundstein für einen dauerhaften Aufschwung und die Bewältigung der Transformation.“

Quelle: IBW Bayern

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