Foto: Primaton Symbolbild
Die Streiks im bayerischen Einzel- und Versandhandel gehen auch am Freitag, den 23.07.2021 weiter. Zum Streik aufgerufen werden die Beschäftigten von, H&M in Lindau, Memmingen, München, Rosenheim und Bamberg, Ikea in Eching und Taufkirchen, Kaufland in Moosburg, München, Bad Tölz, Bad Kissingen, Lichtenfels und Schweinfurt, die Lidl-Zentralläger in Anzing und Graben bei Augsburg, Marktkauf in Hof, Massimo Dutti in München, Norma in Regenstauf sowie Zara in Augsburg, München und Regensburg. Insgesamt sind 30 Betriebe zum Streik aufgerufen. Einige von ihnen sind schon seit einigen Tagen im Streik. Wegen Schutz- und Hygienemaßnahmen werden sich die Streikenden nur zu kurzen Aktionen vor den Betrieben versammeln.
„Dass sich Handelskonzerne mit Rekordumsätzen während der Pandemie nun hinter den wenigen tarifgebundenen Krisenbetrieben verstecken und sie den Beschäftigten in den Tarifverhandlungen Respekt und Wertschätzung durch reale Entgelterhöhungen verweigern, macht fassungslos“, so Hubert Thiermeyer, ver.di Verhandlungsführer im Einzel- und Versandhandel Bayern.
„Die Beschäftigten machen unter schwierigen Bedingungen einen super Job und versorgen uns tagtäglich. Da ist doch Respekt und Wertschätzung auch beim Gehalt das Mindeste, was sie erwarten können“, sagte Peter König, ver.di Streikleiter in Schweinfurt.
„Der überwiegende Teil der Beschäftigten im Handel sind akut von Altersarmut bedroht. Reale Entgelterhöhungen sind das beste Mittel im Kampf gegen Altersarmut“, stellt Manuela Karn, ver.di Streikleiterin im Allgäu klar.
„Seit 10 Wochen kämpfen die Beschäftigten im bayerischen Handel für Respekt und Wertschätzung und reale Entgelterhöhungen. Der Mut und die Ausdauer unserer Kolleginnen und Kollegen ist beeindruckend“, erklärt Dominik Datz, ver.di Streikleiter in München und Rosenheim.
„Viele Arbeitgeber können sich gar nicht mehr vorstellen, welchen Belastungen die Beschäftigten tagtäglich ausgesetzt sind, sonst müssten sie verstehen was sie mit ihrem Verhalten bei den Tarifverhandlungen, welches Reallohnverluste und Altersarmut bedeutet bei den Kolleginnen und Kollegen, anrichten“, ärgert sich ver.di Streikleiter Paul Lehmann in Oberfranken.
„Einige Arbeitgeber versuchen mit allen möglichen Mitteln die Beschäftigten vom Streik abzuhalten, aber der Mut unserer Kolleginnen und Kollegen ist schon außergewöhnlich“, zeigte sich Christin Rappl, ver.di Streikleiterin in der Oberpfalz, beeindruckt.
Hintergrundinformationen:
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert in beiden Branchen eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 4,5 % plus 45 € im Monat. Im Einzel- und Versandhandel sollen die unteren Beschäftigtengruppen und Löhne auf ein Mindesteinkommen von 12,50 € in der Stunde angehoben werden. Die Laufzeit der Tarifverträge soll 12 Monate betragen. Die Tarifverträge des bayerischen Handels sollen wieder allgemeinverbindlich werden, damit Dumpingkonkurrenz und Vernichtungswettbewerb wirksam bekämpft werden. Für tarifgebundene Krisenunternehmen/-betriebe will ver.di durch differenzierte Unternehmenstarifverträge Lösungen zur Zukunfts- und Beschäftigungssicherung erreichen.
Die Tarifverhandlungen werden im Einzel- und Versandhandel am 29. Juli fortgesetzt.
Im bayerischen Einzel- und Versandhandel sind lt. Bundesagentur und IAB 553.000 Menschen beschäftigt. Knapp 50 % der Beschäftigten arbeiten in Teilzeit und 70 % der Beschäftigten sind Frauen. 2020 erwirtschafteten laut Statistischen Bundesamt die Beschäftigten im bayerischen Einzelhandel nominal 7,9 % mehr Umsatz und real 6,8 % mehr Umsatz.
Mit einer wirtschaftlichen Leistung von rund 230 Mrd. Euro jährlich ist der bayerische Großhandel, gemessen am Umsatz, die deutlich größte Branche in Bayern. Im bayerischen Großhandel sind rund 270 000 Menschen, davon knapp 40 % Frauen und ca. 7500 Auszubildende, beschäftigt. Rund 65 % der Beschäftigteten sind in Klein –und Mittelständischen Unternehmen beschäftigt.
Die Funktion des Großhandels, als Bindeglied zwischen den Herstellern/Industrie und z.B. den Einzelhandel, Handwerksfirmen und Landwirten, spricht ihm eine hohe Bedeutung zu. Ohne den Großhandel wäre eine Versorgung der Bevölkerung, so wie wir sie kennen, nicht denkbar. Der bayerische Großhandel ist daher das Rückgrat der bayerischen Wirtschaft.

Quelle: ver.di Landesbezirk Bayern

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