Schätze aus der Schublade heben und im Wertstoffhof sammeln.

Haßfurt. Flächendeckend ausrangierte Handys sammeln und die dort verbauten Rohstoffe dem Recycling zuführen. Das möchte der SPD-Kreisverband Haßberge im Landkreis erreichen. Ein Vorbild könnte der Landkreis Bamberg sein.
Auch im Landkreis Haßberge gibt es eine stetig sprudelnde Quelle von kostbaren Edelmetallen: Silber, Gold und selbst das noch seltenere Palladium oder Platin sind hier zu finden – und zwar selig schlummernd in den Schubladen vieler Bürger. Rund 30 Sorten von Metall werden in handelsüblichen Mobiltelefonen verbaut.
Bei einem Neukauf werden die ausgedienten Geräte häufig über Jahre hinweg aufgehoben und nur selten fachgerecht entsorgt. Das möchte die Vorstandschaft des SPD-Kreisverbandes verändern. Die Rohstoffquelle Alt-Handy soll im Landkreis konsequenter mit einer systematischen Sammel- und Verwertungsoption in den Wertstoffhöfen angezapft werden. Darin war sich die Vorstandschaft bei ihrem jüngsten virtuellen Treffen einig.
„Die SPD-Kreistagsfraktion hat bereits 2019 einen entsprechenden Antrag gestellt“, erinnerte der stellvertretende Kreisvorsitzende Paul Hümmer. Damals wurde vom Kreistag in einem Kompromiss beschlossen, zunächst nur an den Schulen mit Kreisträgerschaft Sammelstellen einzurichten und das Thema nach einem Jahr noch einmal zu diskutieren und neu zu begutachten. „Das ist aber leider bisher nicht geschehen“, stellte Paul Hümmer fest.
Der stellvertretende Kreisvorsitzende berichtete von den positiven Erfahrungen aus der Gemeinde Sand. Dort wurde auf Initiative der SPD-Fraktion eine Sammelstelle im Rathaus eingerichtet, an der in sechs Monaten über 250 Handys abgegeben und einer sachgerechten Verwertung zugeleitet wurden. Leider laufe dieses Projekt nun aus.
Die bisher im Landkreis praktizierte Lösung, dass Handys als Elektroschrott in den Wertstoffhöfen abgegeben werden können, ist für die Mitglieder der SPD-Kreisvorstandschaft äußerst unbefriedigend. „Die verbauten wertvollen Rohstoffe sind damit verloren“, brachte es Kreisvorsitzende Johanna Bamberg-Reinwand auf den Punkt. Ziel der Haßberg-SPD: „Wir wollen, die vorhandenen Schätze heben und dazu ein Sammelsystem speziell für Alt-Handy in den Wertstoffhöfen des Landkreises etablieren.“ Bei geschätzten 124 000 unbenutzten Handys, die auch im Landkreis Haßberge in Schubladen oder Schränken liegen, sei auf jeden Fall genügend Potenzial für ein Sammelsystem vorhanden.
Als Vorbild können dabei der Nachbar-Landkreis Bamberg dienen. „Dort werden Alt-Handys bereits separat auf den Wertstoffhöfen gesammelt und einer entsprechenden Aufarbeitung zugeführt“, bemerkte Paul Hümmer. Das entspreche einem der zentralen Grundsätze des Kreislaufwirtschaftsgesetzes: Wiederverwendung vor Verwertung. Die Masse der gesammelten Handys wird einem zertifizierten Recycling-Betrieb übergeben. Dort werden die Handys in einzelne Materialfraktionen zerlegt, die anschließend in großen Schmelzofen-Anlagen recycelt werden.
So werden wertvolle und teils sehr seltene Rohstoffe wie Gold, Silber und Kupfer wiedergewonnen und müssen nicht mehr umweltschädigend in Bergwerken auf der ganzen Welt abgebaut werden.
Dass sich Recycling wirklich lohnt, belegen folgende Zahlen: in den geschätzten 124 Millionen ungenutzten Handys in Deutschland sind etwa folgende Metallmengen enthalten: 2,9 Tonnen Gold, 30 Tonnen Silber und 1100 Tonnen Kupfer, die recycelt werden können. Dazu kommen aber auch Schadstoffe, die umweltgerecht behandelt werden müssen. „Alte Mobiltelefone gehören daher weder in den Hausmüll noch in den allgemeinen Elektroschrott, sondern müssen getrennt gesammelt und verwertet werden“, findet Johanna Bamberg-Reinwand.

Quelle: Landratsamt Haßberge

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