Bau- und Ausbauhandwerk bleiben die Stabilitätsanker der Konjunktur im unterfränkischen Handwerk. In den übrigen Gewerken zeigt sich die Lage angespannt. Mittlerweile haben die Handwerksbetriebe mit steigenden Preisen und knappen Rohstoffen zu kämpfen. Foto: Falk Heller/amh-online.de

Handwerk krisenfest, aber gespalten


Insgesamt 80,8 % der im Rahmen der Konjunkturanalyse der Handwerkskammer für Unterfranken befragten Betriebe schätzen ihre Geschäftslage im vergangenen 1. Quartal 2021 als gut oder befriedigend ein. Der Wert bewegt sich auf dem Niveau des Vorquartals, wobei es weiterhin große Unterschiede zwischen den einzelnen Gewerken gibt. So bewerten die Unternehmen des Bauhaupt- und Ausbauhandwerks ihre aktuelle Lage weiterhin positiv. Die Stimmung in anderen Gewerken, die beispielsweise von Schließungen betroffen sind, bleibt dagegen gedämpft. Für das kommende Quartal regt sich leichte Zuversicht, auch wenn stark steigende Einkaufspreise und knappe Rohstoffe vielen Unternehmen zu schaffen machen.

Im 1. Quartal des Jahres präsentierte sich die konjunkturelle Lage der unterfränkischen Handwerksbetriebe in der Gesamtheit weiterhin stabil, aber gespalten. Insgesamt 80,8 % der im Rahmen der Konjunkturanalyse der Handwerkskammer für Unterfranken befragten Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage in den Monaten Januar bis März als gut oder befriedigend. Im 4. Quartal 2020 lag dieser Wert bei 80 %. „Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen bleiben das bestimmende Thema auch im unterfränkischen Handwerk. In der Breite stehen unsere Betriebe auf einem stabilen Fundament, das vor allem vom Bau- und Ausbauhandwerk getragen wird“, ordnet Walter Heußlein, Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken, die Zahlen ein. Eine durchschnittliche Kapazitätsauslastung von 75 % und eine Auftragsreichweite von insgesamt 12,7 Wochen untermauern die in der Gesamtheit stabile Lage. In der Einschätzung der Geschäftslage herrschen allerdings weiterhin große Unterschiede zwischen den Gewerken, die unterschiedlich stark von den Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen betroffen sind. „Unterbrochene Lieferketten, Schließungen und Veranstaltungsverbote machen zahlreichen Betrieben weiterhin zu schaffen. Dazu kommen stark steigende Preise bei wichtigen Rohstoffen wie Holz oder Stahl“, betont Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul.

Bau und Ausbau weiter stark

 

Die Bereiche Bau und Ausbau, die zusammen knapp die Hälfte aller unterfränkischen Handwerksbetriebe ausmachen, bleiben auch im 1. Quartal 2021 die Stabilitätsanker der unterfränkischen Handwerkskonjunktur. In der Konjunkturumfrage bewerten insgesamt
96,1 % der Unternehmen des Bauhauptgewerbes ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend. Im Bereich Ausbau sagen dies 93,1 %. Das Bauhauptgewerbe verzeichnet im 1. Quartal 2021 mit einer Auftragsreichweite von 16,9 Wochen zudem einen Spitzenwert. „Die Unternehmen im Bau- und Ausbauhandwerk zeigen sich besonders krisenfest, aber auch sie sind darauf angewiesen, dass die Aufträge insbesondere der öffentlichen Hand nicht nachlassen“, so Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul.

Gedämpfte Stimmung in übrigen Gewerken

Durch die Öffnungen im März hat sich die Stimmung bei den Unternehmen der persönlichen Dienstleistungen, zu denen etwa Friseure und Kosmetiker zählen, zwar etwas verbessert, die Lage bleibt dennoch angespannt: So schätzen hier weniger als die Hälfte, 43,6 %, ihre Geschäftslage im
1. Quartal 2021 als gut oder befriedigend ein, was einer Steigerung um 8,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorquartal entspricht. Ähnlich zeigt sich auch die Entwicklung im Gesundheitshandwerk, wo 50 % von einer zufriedenstellenden Geschäftslage im 1. Quartal berichten (4. Quartal 2020: 45,5 %). Demgegenüber bezeichnet in beiden Branchen nahezu  jeder zweite Betrieb seine Geschäftslage als schlecht. Zurückhaltend bewerten auch das Kfz-Handwerk und die Handwerke des gewerblichen Bedarfs ihre Situation. Hier sagten 65,6 % bzw. 74 % mit ihrer Geschäftslage im 1. Quartal 2021 zufrieden gewesen zu sein. Im Nahrungsmittelhandwerk, das in Teilen von Schließungen der Gastronomie und dem stillgelegten Tourismus betroffen ist, bewerten 80,4 % der befragten Unternehmen ihre Lage im 1. Quartal als gut oder befriedigend. „Der andauernde pandemiebedingte Stillstand und die damit verbundene Unsicherheit zehren zunehmend an den Nerven vieler Unternehmerinnen und Unternehmer. Anstatt endloser Lockdown-Verlängerungen braucht es jetzt dringend konkrete Perspektiven für das Wiederhochfahren der Wirtschaft nach der Pandemie“, sagt Handwerkskammer-Präsident Walter Heußlein.

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Angespannte Preisentwicklung

Die Corona-Pandemie wirkt sich weltweit auf Lieferketten und Produktionsprozesse aus. Das bekommen auch die unterfränkischen Handwerksbetriebe zu spüren. So berichten 62,8 % von Preissteigerungen im Einkauf. Besonders deutlich fällt die Erhöhung im Bauhandwerk aus, wo 82,7 % der befragten Unternehmen angeben, die Einkaufspreise seien im 1. Quartal gestiegen. „Diese Preissteigerungen werden von den Betrieben aktuell noch nicht in Gänze an die Verbraucher weitergegeben. Doch hält die Entwicklung an, müssen wir uns wohl auf höhere Handwerkerpreise einstellen. Auch Lieferengpässe sorgen zunehmend für Probleme“, so Handwerkskammer-Präsident Walter Heußlein.

Weiter Warten auf Normalität

Angesichts der gegebenen Rahmenbedingungen erwarten 69,1 % der befragten Betriebe, dass ihre Geschäftslage im 2. Quartal 2021 gleichbleiben wird. 16,6 % gehen von einer Verbesserung aus – dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorquartal um 8,3 Prozentpunkte gesteigert. Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul: „Das Handwerk in seiner Gesamtheit leistet seinen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Stabilität in der Region. Die Betriebe wollen wieder durchstarten und dürfen deshalb nicht weiter bürokratisch und finanziell belastet werden.“

Quelle: Handwerkskammer für Unterfranken

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